Schnelles Internet ist in kleinen Dörfern oft ein Problem – Grund: marode Kupferleitungen vom Verteilerkasten im Ort zu den Häusern. Da kann die hohe Bandbreite (Geschwindigkeit) auf der sogenannten letzten Meile noch zu einem Datenrinnsal verkümmern. Dazu wollen es die Einwohner des Dörfchens Sonnenborstel nicht kommen lassen. Sie haben jetzt angefangen, in Eigenleistung Leitungen für superschnelle Glasfaserkabel quer durch den Ort und zu rund 40 Haushalten zu verlegen.

„Damit kommt die hohe Geschwindigkeit auch direkt in den Häusern an“, sagt der Initiator der Aktion, Hans Lüking. Zusammen mit der Liebenauer Firma „Northern Access“, die das Projekt als Modellvorhaben zu besonderen Konditionen begleitet, haben am Wochenende rund 50 Einwohner zur Schaufel gegriffen. Über zwei Kilometer Graben haben die Sonnenborsteler ausgehoben – ein Vielfaches an Leerleitungen für das Glasfaserkabel verlegt.

„Wir hatten fünf Mini-Bagger im Einsatz, die von Landwirten, einem Gartenbauunternehmen aus dem Dorf und von der Gemeinde kommen“, sagt Lüking: „Mit einem Trecker haben wir einen Teil der Rohre einfach eingepflügt.“ Am kommenden Wochenende gibt es einen zweiten Arbeitseinsatz, nach dem dann alle Leitungen gelegt sein sollen. „Um das gemeinsam mit der Firma „Northern Access“ durchführen zu können, mussten wir dem Unternehmen natürlich zusagen, dass möglichst viele Haushalte am Ende auch dabei sind. Bis auf einen haben alle mitgemacht. Den Anschluss haben wir dadurch zu einem supergünstigen Preis von 239 Euro pro Haushalt bekommen“, sagt Lüking: „Wer später einsteigen will, der muss rund 640 Euro ausgeben.“ In dem aktuellen Preis ist neben den Eigenleistungen ein Sonderpreis von „Northern Access“ enthalten. „Allein die Arbeitsleistung beläuft sich für das Verlegen der Leitungen auf rund 30000 Euro“, sagt Lüking. „Northern-Access“-Geschäftsführer Torsten Voigts sagt: „Hätten wir ein Unternehmen mit der Verlegung beauftragt, dann hätten wir eine Umsetzungszeit von rund drei Monaten veranschlagt. Hier läuft das an zwei Wochenenden. Aber welches Unternehmen kann auch auf 50 fähige Mitarbeiter zurückgreifen. “ Weitere rund 30000 Euro können nach Lükings Angaben dadurch eingespart werden, dass Leitungen über Privatgrundstücke verlegt werden dürfen. „Durch die Bereitschaft der Eigentümer muss die Straße nicht aufgerissen werden, was mehrere Zehntausend Euro gekostet hätte.

“Samtgemeindebürgermeister Knut Hallmann hatte die Sonnenborsteler Bürgerinitiative auf dem jüngsten Bauausschuss gelobt. Dort hatte Lüking bereits angekündigt: „Wir buddeln noch vor Ostern das ganze Dorf auf und zu.“ Und wie es aussieht, kann er Wort halten. Ein Großteil der Arbeiten ist bereits am ersten Einsatztag erledigt worden. Die Leerleitungen, die jetzt quer durch das Dorf gelegt worden sind, werden in den kommenden Wochen von „NorthernAccess“ mit den schnellen Glasfaserkabeln durchzogen.

„Bis zu 100 MBit können mit den Glasfaserkabeln erreicht werden“, sagt Lüking: „Wer anschließend schnelle 50 Mbit haben möchte –„Northern Access“ ist der einzige Anbieter–, der muss dann schon 60 bis 70 Euro im Monat ausgeben. Aber dazu sind die meisten bereit, weil sie sich darüber freuen, dass das Angebot zur Verfügung steht. Auch die, denen 16 MBit an Geschwindigkeit reichen, können sich zukünftig darauf freuen, dass diese verlässlich zur Verfügung stehen – und nicht nur auf dem Papier.“

Dass Sonnenborstel überhaupt in den Glasfaser-Genuss bis zum Dorf-Verteilerkasten kommt, ist dem glücklichen Umstand geschuldet, dass sich „Northern-Access“ an das Leitungs-Verlegungs-Vorhaben eines anderen Versorgers anhängen konnte. Dieses Glück haben viele andere Dörfer nicht.

VON SEBASTIAN STÜBEN Sonnenborstel.

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